02.06.2022

Staat soll bei eigenen Gebäuden schneller Vorbild werden

Infrastrukturministerin Graziella Marok-Wachter (© Volksblatt)

Die FBP-Fraktion wollte wissen, welche Massnahmen das Land ergreift, um seine Vorbildfunktion für klimafreundliches Bauen zu erfüllen. Der Landtag hatte das Postulat am 1. Dezember 2021 mit grosser Mehrheit überwiesen. Am 1. Juni 2022 nahm der Landtag die Beantwortung des Vorstosses zur Kenntnis.

Die Regierung hielt in der Postulatsbeantwortung unter anderem fest, dass auf acht landeseigenen Liegenschaften Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 320kWp installiert seien. Die grösste Anlage mit 143kWp befinde sich auf dem Dach des SZM I, gefolgt von der Anlage auf dem Post- und Verwaltungsgebäude in Schaan mit 58kWp. Bei zwei weiteren Gebäuden würden Photovoltaik-Dachanlagen in diesem Jahr (Bushof, Schaan) oder in naher Zukunft definitiv realisiert (Post- und Verwaltungsgebäude, Vaduz). Eine Prüfung der Eignung aller 66 Liegenschaften des Landes Liechtenstein für Fotovoltaikanlagen geprüft habe ergeben, dass auf 18 Gebäuden ein Neubau von Photovoltaik möglich und wirtschaftlich sinnvoll wäre. Einige dieser 18 Gebäude befänden sich zwischenzeitlich bereits in Projektierung. Die weiteren Gebäude sollen unter Berücksichtigung der Höhe des Potentials zur Energiegewinnung sukzessive bearbeitet werden. Mit den 18 zusätzlichen Anlagen wäre ein Zubau von rund 700kWp Gesamtleistung möglich.

Als Fazit hielt die Regierung fest, die CO2-Emissionen bestehender Gebäude könnten bis 2030 um fast drei Viertel gesenkt werden. In einem weiteren Schritt würden diese auf nur noch 7% der heutigen Emissionen gesenkt werden. Fossile Energie sollen vollständig eliminiert werden. Bezüglich der geplanten und künftigen Neubauten seien ausschliesslich energetisch sehr hochwertige Gebäudehüllen vorgesehen, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. Alle Energiesysteme werden auf CO2-freien Energieträgern basieren. Das Thema der Kreislaufwirtschaft und der Grauen Energie von Baustoffen werde bei einer Lebenszyklusbetrachtung prägend und solle daher vermehrt Beachtung finden.

Im Landtag wurde zur Kenntnis genommen, dass die Regierung gerade in Bezug auf die Emission von Treibhausgasen für die älteren Bestandsbauten, die teilweise noch fossil mit Gas und Öl beheizt werden, einen Absenkpfad ausgearbeitet habe. Doch es gab auch kritische Stimmen, die den Leistungsausweis im Bericht der Regierung als «ernüchternd» bezeichneten. Der Staat habe seine Vorbildfunktion lange zu wenig wahrgenommen, aber immerhin, seit dem Postulat tue sich etwas.

Infrastrukturministerin Graziella Marok-Wachter betonte, die Postulatsbeantwortung sei aber nicht der Weisheit letzter Schluss. Man werde auch die als ungeeignet bezeichneten Gebäude in zweiter Priorität nochmals prüfen. PV-Anlagen an Fassaden seien bei Neubauten natürlich möglich, sie nachträglich anzubringen sei jedoch schwieriger.

Postulat zur Vorbildfunktion des Staates im Bereich Klima und Energie vom 18. Oktober 2021

Postulatsbeantwortung der Regierung (PDF, 57 Seiten)

Berichterstattung im Liechtensteiner Volksblatt vom 2. Juni 2022

Berichterstattung im Liechtensteiner Vaterland vom 2. Juni 2022

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