08.12.2020

Schwarze Rotorblätter verringern Vogelsterben

Ein Feldversuch zeigt: Ist ein Rotorblatt an einem Windrad schwarz gefärbt, verunglücken offenbar deutlich weniger Vögel an den Anlagen. Laut der Forscher gibt es aber noch mehr simple Schutzmechanismen.

Forscher um Roel May vom Norwegian Institute for Nature Research schlagen Im Fachblatt «Ecology and Evolution» vor, eines der drei Rotorblätter einer Windkraftanlage schwarz anzustreichen. Wie das Wissenschaftlerteam bei einem Feldversuch feststellte, sei dadurch die Sterblichkeit der Tiere um mehr als 70 Prozent gesunken. Studien im Laborumfeld hatten bereits angedeutet, dass geschwärzte Rotorblätter Vögel vor der Kollision mit Windkraftanlagen bewahren. May und sein Team haben diese These nun unter realen Bedingungen im norwegischen Windpark Smøla geprüft. Bei vier Anlagen färbten sie jeweils ein Rotorblatt schwarz und beliessen die benachbarten vier Windräder unverändert, um sie als Kontrollgruppe zu nutzen. Anschliessend dokumentierten sie in einem Zeitraum von drei Jahren die Zahl der verendeten Vögel unter den Windtürmen. Das Ergebnis: Vor allem bei Greifvögeln wie dem Seeadler (Haliaeetus albicilla) seien die Verluste stark zurückgegangen, insgesamt um über 70 Prozent.

Der Grund dürfte in der erhöhten Sichtbarkeit der Rotoren liegen. Das schwarze Rotorblatt führe zu einer grösseren Kontrastwirkung und verringere die Bewegungsunschärfe des Rotors. Dadurch könnten die Vögel die Windräder leichter erkennen und ausweichen. Die Forscher betonen zwar, dass sie den möglichen Effekt nur an einer recht geringen Zahl an Windrädern getestet hätten, «aber das Experiment lief über einen langen Zeitraum», schreiben May und seine Kollegen.

Experten wie Reinhard Klemke, der am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig tätig war, bemängeln ebenjenen Punkt. So «können die beobachteten Effekte bei einer so kleinen Stichprobe, auch wenn die Untersuchung über längere Zeit lief, immer noch rein zufällig bedingt sein», zitiert ihn der Pressedienst «Science Media Center». Stephan Barth von ForWind, dem Zentrum für Windenergieforschung der Universitäten Bremen, Hannover und Oldenburg, ist der Ansicht, dass die Studie «ein glaubwürdiges Bild» zeige. Er stimme aber zu, dass die Fallzahlen noch gering seien und dies zu statistischen Streuungen führen könnte – so würden es jedoch die Studienautoren um May ebenfalls herausstellen und daher empfehlen, die Tests auf Windparks andernorts auszuweiten.

Quelle: www.spektrum.de

 

Alle News →

Ähnliche Beiträge

  • Referate zur Windenergie – Besichtigung in Haldenstein

    Am Donnerstag, 15. Juni um 19 Uhr finden im SAL in Schaan Referate zur Windenergie statt. Am Samstagvormittag, 17. Juni sind alle Interessierten zu einer Besichtigung des Windkraftwerks in Haldenstein bei Chur eingeladen. Josias F. Gasser, Unternehmer und Politiker aus Chur, wird seine Erfahrungen mit dem Bau eines Windkraftwerks schildern. Welche Widerstände gab es, wie […]

    mehr erfahren →

  • Frischer Wind für die Windenergie in St. Gallen

    Der Kanton St. Gallen hat sehr eindrückliche Zahlen veröffentlicht: 17 Standorte im Kanton eignen sich für Windkraftanlagen. Der Kanton betreibt eine sehr offensive Öffentlichkeitsarbeit und hat eine äusserst ansprechende und informative Website aufgeschaltet (windenergie-sg.ch). Das St. Galler Energiekonzept will bis 2030 die Produktion erneuerbarer Wärme und Strom um 1100 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr erhöhen. Dazu […]

    mehr erfahren →

  • Neue Planungsgrundlage: Im Schwarzwald ist Platz für Windenergie und Auerhuhn

    Eine Karte zeigt, auf welchen Flächen im Schwarzwald Auerhühner leben – auf den übrigen sollen nun Windparks schneller geplant werden können. Im Schwarzwald lebt das seltene Auerhuhn – das machte die Nutzung für Windenergie bisher schwierig. Die Baden-Württembergischen Ministerien für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft haben nun eine neue Planungsgrundlage […]

    mehr erfahren →

  • Windkraft: Aus alten Rotorblättern werden neue Skier

    Vattenfall beabsichtigt, bis 2030 alle demontierten Rotorblätter von Windkraftanlagen zu recyceln, 50 Prozent der Rotorblätter bereits bis 2025. Die Rotorblätter des niederländischen Windparks Irene Vorrink sind die ersten, die dem Recyclingprozess zugeführt und in einem Pilotprojekt zu Skiern, Wanderstöcken und Baumaterial für Solarparks verarbeitet werden. Dabei arbeitet Vattenfall mit spezialisierten Unternehmen zusammen. Komplexe Zusammensetzung Das […]

    mehr erfahren →

News teilen: