CreativeCommons; Ray Zuo

Die Diskussion über die Integration von Photovoltaik (PV) in das Stromnetz erreicht in der Schweiz eine neue Dimension. Der Verband der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen (VSE) bringt einen Vorschlag ins Spiel, wonach die Einspeisung von PV-Strom künftig auf 70 Prozent der maximal möglichen Kapazität gedeckelt werden soll, um Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Hintergrund dieses Vorstosses ist die wachsende Herausforderung, Spitzenlastsituationen im Netz zu steuern. Bei starkem Sonnenschein erzeugen viele PV-Anlagen gleichzeitig Strom, während der Verbrauch niedrig ist – dies kann zu Spannungsschwankungen, Überkapazitäten und Belastungen für Netzkomponenten führen. Mit einem 70-Prozent-Limit würde man gezielt ein Sicherheits­polster einbauen, um bei Bedarf regelnd eingreifen zu können.

Kritiker warnen, dass eine solche Deckelung den weiteren Ausbau der Solarenergie bremsen könnte. Investoren und Betreiber von PV-Anlagen könnten verunsichert werden, wenn das volle Ertragspotenzial nicht mehr ausgeschöpft werden darf. Zudem stellt sich die Frage, wie ein solcher Mechanismus technisch und ökonomisch umgesetzt werden kann – etwa durch Wirkleistungsregelung oder intelligente Netzmanagementsysteme.

Befürworter des Vorschlags argumentieren, dass nur mit klaren Grenzen und Regeln ein hochvolatiles Stromsystem mit vielen dezentralen Erzeugern stabil betrieben werden kann. Auch in Deutschland, Österreich und anderen europäischen Ländern wird bereits über ähnliche Regelungen nachgedacht, um das Netz vor Überlastung zu schützen.

Der VSE wies darauf hin, dass die Empfehlung in enger Zusammenarbeit mit der gesamten Branche erarbeitet wurde. Unterstützung erfahre sie auch von den relevanten Solarverbänden wie Swissolar. 

Quelle: www.solarserver.de

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(Bild: Lippuner EMT)

Die Solarfirma Helion will mit einem virtuellen Kraftwerk das Schweizer Stromnetz stabilisieren – durch Tausende Privathaushalte.

Statt nur grosse Pumpspeicherkraftwerke zur Netzregulierung einzusetzen, setzt Helion auf ein dezentrales Modell: Jeder Haushalt mit Photovoltaik-Anlage, Batterie und Wärmepumpe wird zu einem Mini-Kraftwerk. Dieses vernetzt Helion intelligent über eine KI-gesteuerte Plattform, entwickelt von einem Tessiner Start-up. So entsteht ein flexibles, landesweites Netzwerk, das auf Stromschwankungen blitzschnell reagieren kann – durch Einspeisen von Strom oder gezielten Verbrauch.

Swissgrid, verantwortlich für die Netzstabilität, zeigt sich überzeugt und begleitet das Projekt in einer sechsmonatigen Testphase mit 50 Haushalten. Die Vorteile für Teilnehmer:innen: Bis zu 300 Franken jährlicher Zusatzertrag und ein aktiver Beitrag zur Energiewende.

Wenn nur ein Drittel der bestehenden Solaranlagen mitmacht, kann die neue Plattform die Leistung eines Pumpspeicherkraftwerks wie Linth-Limmern erreichen. Bis 2030 könnten es sogar zwei solcher Kraftwerke sein. Ab sofort werden Neukunden eingebunden, ab 2026 auch Bestandskunden.

Quelle: Werdenberger & Obertoggenburger vom 19. April 2025, S. 12

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