Die Regierung wird gemäss Bericht des Liechtensteiner Vaterlandes den Entwurf zur Anpassung des Elektrizitätsmarktsgesetzes überarbeiten. Im Landtag wurde der Vorschlag in der ersten Lesung kritisiert. Dabei geht es unter anderem um die Einführung von Energiegemeinschaften, die es Privaten ermöglichen sollen, erzeugten Solarstrom gemeinsam zu nutzen oder lokal zu handeln – ein wichtiger Schritt für all jene, die keine eigene PV-Anlage installieren können.
Die Solargenossenschaft hatte im Vorfeld bemängelt, dass finanzielle Anreize wie reduzierte Netzentgelte fehlen, die für das Entstehen der Energiegemeinschaften nötig wären. In Österreich und der Schweiz profitieren Energiegemeinschaften bereits von deutlichen Gebührenreduktionen, teils sogar vom kompletten Wegfall der Netzgebühren. Die Solargenossenschaft warnte daher, dass das Modell in Liechtenstein ohne solche Vorteile zu einem „leeren Buchstaben“ werden könnte.
Die Regierung argumentierte, dass Reduktionen bei den Netzgebühren ein Verstoss gegen das Solidaritätsprinzip seien, weil dann andere für die Netzkosten aufkommen müssten. Nach der einhelligen Kritik im Landtag will sie gemäss dem Liechtensteiner Vaterland jedoch auf die zweite Lesung hin nochmals prüfen, ob Preisnachlässe doch möglich sind.
Auch Lösungen für bidirektionales Laden gefordert
Zudem wirft die Gesetzesanpassung Fragen zum bidirektionalen Laden auf: E-Autos sollen künftig als Speicher dienen können, doch unklar sei, wer über Lade- und Entladeprozesse bestimme, wie ein „netzdienlicher Speicher“ definiert sei und wie doppelte Netznutzungsgebühren vermieden würden. Der Landtag fordert hier Klärungen, damit die Gesetzesänderung auch in diesem Bereich Lösungen für die Zukunft bringt.
PV-Anlagen können in Liechtenstein nach wie vor rentabel betrieben werden – man muss nur wissen, wie. Kommen Sie am Mittwoch, 10. Dezember um 19 Uhr in den Rathaussaal nach Vaduz, dort erfahren Sie es.
Der Landtag beschäftigte sich am 2. Oktober in erster Lesung mit der Anpassung des Elektrizitätsmarktgesetzes an das EU-Recht. Künftig sollen «Bürgerenergiegemeinschaften» ermöglichen, dass Private ihre regional produzierte Energie – z.B. Sonnenstrom – gemeinsam nutzen und lokal handeln können. So würden die Energiekosten für die Mitglieder durch Eigenverbrauch, gemeinschaftliche Investitionen und niedrigere Strompreise sinken. Bürgerinnen und Bürger profitieren direkt vom Ausbau erneuerbarer Energien, Gewinne und Investitionen bleiben in der Region, schaffen Arbeitsplätze und stärken die lokale Wirtschaft.
Reduzierte Netznutzungspreise in Österreich und in der Schweiz
Die Solargenossenschaft hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass solche Gemeinschaften in Österreich und der Schweiz für den Austausch des Stroms Reduktionen der Netzentgelte erhalten. Die Regierung hielt fest, dass Bürgerenergiegemeinschaften «… in Liechtenstein anders als in der Schweiz keine vorgegebenen Preisnachlässe auf die Netznutzungspreise erhalten werden».
Dies missfiel Abgeordneten aller Fraktionen. Der Abgeordnete Sebastian Gassner brachte es auf den Punkt: «Handeln mit lokalem Strom muss günstiger sein als Stromimport». Unterstützt wurde er aus den eigenen Reihen, von der Freien Liste, der VU und den DpL.
Regierungsrat Hubert Büchel vertrat die Meinung, dass die Netznutzungsgebühren von der Elektrizitätsmarktkommission auf Antrag der LKW festgelegt würden, da gebe es keinen Spielraum. Dem widersprachen mehrere Landtagsabgeordnete. Was in der Schweiz und in Österreich möglich sei, müsse auch für Liechtenstein möglich sein. Sebastian Gassner fasste zusammen: «Es gab gegen diese Forderung im Rat keine Gegenrede». Wer gegen die Reduktion der Netznutzungsgebühren für Bürgerenergiegemeinschaften sei, solle das jetzt sagen. Das tat niemand, worauf Regierungsrat Büchel meinte: «Wir haben das gehört und werden es prüfen».
Bidirektionales Laden ermöglichen
Ein weiterer Punkt, der neben vielen anderen Kritikpunkten vorgebracht wurde, war das Thema «bidirektionales Laden» von Elektroautos. Obwohl die Regierung vor zwei Jahren angekündigt hatte, das Thema werde mit dieser Gesetzesvorlage konkretisiert, war davon im Bericht und Antrag nichts zu lesen.
Auch hier versprach die Regierung auf Grund vieler Voten, auf die zweite Lesung hin nachzubessern. Neben diesen Punkten wurden auch weitere Aspekte bemängelt, wie etwa im Bereich Energiespeicherung. Die Vorlage sei unausgegoren, mutlos und nicht zukunftsträchtig. Nun wird die Regierung im Hinblick auf die zweite Lesung konkreter werden und auf die Wünsche des Landtags eingehen müssen.
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Liechtenstein passt das Elektrizitätsmarktgesetz an das EU-Recht an. Künftig sollen «Bürgerenergiegemeinschaften» ermöglichen, dass Private ihre regional produzierte Energie – z.B. Sonnenstrom – gemeinsam nutzen und lokal handeln können. So würden die Energiekosten für die Mitglieder durch Eigenverbrauch, gemeinschaftliche Investitionen und niedrigere Strompreise sinken. Bürgerinnen und Bürger profitieren direkt vom Ausbau erneuerbarer Energien, Gewinne und Investitionen bleiben in der Region, schaffen Arbeitsplätze und stärken die lokale Wirtschaft.
In Österreich erhalten «Erneuerbare Energiegemeinschaften» für den Austausch des Stroms innerhalb ihrer Gemeinschaften Reduktionen der Netzentgelte von 28 bis 64 Prozent und verschiedene Abgaben entfallen.
In der Schweiz können Lokale Energiegemeinschaften in den Grenzen einer Gemeinde gebildet werden. Innerhalb der gleichen Netzebene beträgt die Reduktion der Netzkosten 40%, wird der Strom über mehrere Netzebenen transportiert, beträgt die Reduktion immerhin noch 20%. Künftig wird man in der Schweiz mit mehreren Liegenschaften, die über einen gemeinsamen Anschlusspunkt zum Verteilnetz verfügen, einen «virtuellen Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» bilden können. Solche «vZEV» sind vollständig von der Netzgebühr befreit und es fallen auch keine anderen Abgaben an. In Liechtenstein werden in diesem Fall die kompletten Netznutzungskosten und weitere Abgaben in Rechnung gestellt.
Im Bericht und Antrag der Regierung an den Landtag zur Abänderung des Elektrizitätsmarktgesetzes heisst es dazu lapidar: «Die Regierung hält diesbezüglich fest, dass BEG in Liechtenstein anders als in der Schweiz keine vorgegebenen Preisnachlässe auf die Netznutzungspreise erhalten werden, weil das Stromverteilernetz auch auf Tage ohne Strom aus PVA ausgelegt werden muss».
Die Solargenossenschaft befürchtet, dass die vorgesehenen Energiegemeinschaften leerer Buchstabe im Gesetz bleiben, wenn sie nicht attraktiv ausgestaltet werden. Dazu gehört – wie in Österreich und der Schweiz – dass man für diesen «Nachbarstrom» auch von reduzierten Netznutzungsgebühren profitiert.
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Die kleine Tessiner Gemeinde Lugaggia hat 18 Wohnhäuser, einen Kindergarten und eine Quartierbatterie miteinander vernetzt. Dafür hat sie den Watt d’0r erhalten, mit dem der Bund innovative Energieprojekte prämiert, und zwar im Bereich Energietechnologien.
Durch das Projekt in Luggaggia ist eine Art Solarstrom-Quartier entstanden, der Grossteil des Stroms im Quartier wird selber hergestellt. Das dreijährige Projekt in dem kleinen Dorf unweit von Lugano wurde im Sommer 2022 abgeschlossen. Herzstück ist der Kindergarten mit einer grossen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und einer 60-kWh-Batterie im Keller. Der Strom, der im Kindergarten nicht verbraucht wird, fliesst über das Quartiernetz zu den anderen Verbrauchern. Wird mehr verbraucht als produziert, wird zuerst die Batterie angezapft. Erst wenn diese leer ist, fliesst Strom aus dem öffentlichen Stromnetz.
Zusammenschluss für den Eigenverbrauch
Marianne Zünd, Mediensprecherin des Bundesamtes für Energie BFE, spricht von einem wegweisenden Projekt in Bezug auf die neue Energiewelt und Stromversorgung: «Es nutzt intelligente Technologien, mit denen man untereinander Strom austauschen kann.» Auf diese Weise lasse sich der Eigenverbrauch erhöhen. Das sei angesichts der hohen Strompreise wichtig. «Denn je mehr man vom selbst produzierten Strom brauchen kann, desto besser», sagt Zünd. Andererseits werde durch den Stromaustausch innerhalb der Gemeinde das Netz entlastet und Kapazitäten frei – so etwa für Elektroautos, deren Anteil am Strassenverkehr stetig wächst.
Dem Zusammenschluss aus Netzbetreibern, Forschung und Wirtschaft gelang es, den Eigenverbrauchsgrad des Solarstroms auf 94 Prozent zu steigern. «Dieser Wert liegt bei solchen Zusammenschlüssen durchschnittlich bei etwa 50 Prozent», sagt Zünd.
Der Watt d’Or
Ziel des Watt d’Or ist es laut dem Bund, aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich bekannt zu machen. Sie sollen Wirtschaft, Politik und die breite Öffentlichkeit motivieren, die Vorteile innovativer Energietechnologien für sich zu entdecken. Der Watt d’Or ist nicht dotiert, es werden also keine Preisgelder ausgeschüttet.
«Das Projekt wies erfolgreich nach, dass ein intelligent vernetzter und gesteuerter Zusammenschluss von Stromverbrauchern und Solarstromproduzenten den Eigenversorgungsgrad markant erhöhen kann», schreibt das Bundesamt für Energie.
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Das österreichische Forschungsprojekt leafs untersuchte in vier Feldversuchen das Potenzial von Flexiblitäten und Anreizen für den lokalen Verbrauch im Niederspannungsnetz. Es ging darum, wie sich Flexibilitäten im Niederspannungsnetz vor Ort besser nutzen lassen, um die Netze zu entlasten. Der Endbericht ist nun verfügbar.
Im Projekt standen neben den technologischen Lösungen auch die Haushalte mit ihren Bedürfnissen und mögliche Anreizsysteme für die lokale Nutzung von Strom im Fokus der Forscher*innen. leafs-Projektleiter Johannes Kathan ist zufrieden: «Die Ergebnisse aus den vier unterschiedlichen Feldversuchen mit den Einsatzmöglichkeiten von Speichern und flexiblen Lasten im Stromnetz zeigen das Potenzial der Nutzung von Flexibilitäten, der zeitlichen Verschiebung von Lasten und Erzeugung sehr gut auf und geben ein umfassendes Bild zu Möglichkeiten der netzfreundlichen Nutzung». Untersucht wurden die optimierte Deckung des lokalen Eigenbedarfs, die Sicherstellung eines möglichst netzfreundlichen Betriebs und schliesslich auch die aktive Teilnahme der Flexibilitäten an Energiemärkten. Für alle Anwendungsfälle wurden wirtschaftliche und regulatorische Analysen durchgeführt, um ein umfassendes Bild zu erzeugen.
Die steigende Anzahl von Photovoltaikanlagen sowie zusätzliche elektrische Verbraucher wie Wärmepumpen, Speichersysteme oder Elektrofahrzeuge stellen die örtlichen Verteilnetze vor neue Herausforderungen. Im Projekt wurden auf technologischer Ebene unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten von PV-Speichersystemen. In Kombination mit Simulationen und Tests im Labor konnte in den Feldversuchen die Praxistauglichkeit umfassend bewertet und ein netzfreundlicher Betrieb solcher Anlagen gezeigt werden.
Gemeinschaftspeicher sinnvoll nutzen
In der Gemeinde Heimschuh in der Steiermark wurde ein Gemeinschaftsspeicher umgesetzt und erprobt: Dieser erlaubt es mehreren Kunden ihre überschüssige Energie aus PV-Anlagen in einem gemeinsamen Speichersystem zu speichern. Dieses regelt die Spannung im lokalen Netz und hilft so die Aufnahmefähigkeit der Netze zu erhöhen.
Faktor Mensch für das Gelingen der Energiewende wichtig
Neben Simulationen und Labortests wurden in den Feldversuchen auch Steuerungseffekte bei den Kund*innen getestet. So konnten die Projektteilnehmer*innen in Eberstalzell mit einer Push-Nachricht auf das Handy dazu bewegt werden, einen Sonnenbonus zu nutzen und damit durchschnittlich 5% ihres Stromverbrauchs in Zeiten hoher lokaler Erzeugung zu verlegen.
Einsatz von Speicher und Flexibiliät aus wirtschaftlicher Perspektive
Im Projekt leafs wurden zudem weitreichende Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen durchgeführt: Es konnte gezeigt werden, dass durch die Nutzung der Flexibilität je nach Anwendungsfall und Situation der jeweiligen Kunden zusätzliche Erlöse generiert werden können.
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Die Liechtensteinischen Kraftwerke LKW prüfen eine Stromhandelsplattform für die Nachbarschaft. Dies würde es ermöglichen, auf dem Hausdach produzierten Solarstrom in Zeiten des Überschusses nicht einfach ins Netz zu speisen. Neu könnte man ihn den Nachbarn verkaufen, zur Entlastung des Netzes und zur Schaffung von regionalen Versorgunseinheiten.
Ähnliches wird in Walenstadt schon seit eingerzeit erfolgreich erprobt, unter Nutzung der Blockchain-Technologie. «In einem lokalen Markt soll möglichst viel Strom vor Ort verbraucht werden. Damit fallen für die Bezüger deutlich tiefere Netzkosten an, als wenn Strom von weiter her bezogen wird», heisst es in der Beschreibung des Projektes in Walenstadt. Dies wäre auch in Liechtenstein wichtig. Hier ist allerdings von der Nutzung des überschüssigen Solarstrom im ganzen Land die Rede, also mehr von «Landesstrom» als von «Quartierstrom». Wichtig ist auf jeden Fall die Einsparung bei den Netzkosten. In Quartierstrommodellen fallen diese idealerweise ganz weg, was das Stromteilen mit den Nachbarn für alle Beteiligten attraktiv macht.
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Energiehandel transparent unter Nachbarn: Wie der Hauseigentümer mit Photovoltaikanlage und die Bürgerenergiegenossenschaften mit Windkraftanlagen den Strom vor Ort direkt vermarkten, untersucht ein von der bayerischen Landesregierung gefördertes Projekt.
Die Blockchain soll dabei Sicherheit und Transparenz für den Handel bieten: Im Rahmen des Forschungsprojekts entwickeln die Partner eine Handelsplattform, bei der alle Teilnehmer sowohl Erzeuger als auch Abnehmer sein können. Neben Photovoltaikanlagen von Hausbesitzern könnten dies auch Blockheizkraftwerke oder sogar Windenergieanlagen von Bürgerenergiegenossenschaften sein.
Die TU München erforscht zusammen mit dem Energieversorger Thüga sowie regionalen Energieversorgern und einer regionalen Stromhandelsplattform, wie das funktionieren kann. Die produzierte Strommenge wird einfach in das Ortsnetz eingespeist. Intelligente Messsysteme erfassen die Mengen und verbuchen sie auf der Plattform. Energie kann so lokal unter Nachbarn erzeugt und verbraucht werden. Liegt der Preis über einem definierten persönlichen Limit, wird überregionaler Strom aus dem allgemeinen Stromnetz erworben.
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