21.02.2024

Der «Solarexpress» stockt weniger als es den Anschein macht

Quelle: StepMap, 123map – Daten: Openstreetmap, Lizenz Odbl 1.0/Karte: stb

Im September 2022 hat das Schweizer Parlament den sogenannten «Solarexpress» verabschiedet. Mit diesem fördert der Bund bis Ende 2025 den Bau alpiner Photovoltaikanlagen und damit insbesondere die inländische Winterstromproduktion. Dadurch soll die Schweiz im Winterhalbjahr unabhängiger von Stromimporten aus dem Ausland werden und gleichzeitig die Energiewende beschleunigen. Seit Mitte 2023 wird im Parlament auch über eine Beschleunigung bei Netzprojekten gesprochen.

In der Zwischenzeit machen Schlagzeilen vom Widerstand der Berggebiete die Runde. Alpine Solaranlagen werden mit den Stauseeprojekten von Mitte des letzten Jahrhunderts verglichen. Damals wurden ganze Bergdörfer für Stauseen geflutet, ein Grossteil des Stroms floss in die Städte. Die Bergregionen profitierten vom Wasserzins, einer Entschädigung pro produzierte Kilowattstunde. Die damals gefeierten Projekte muten heute teils kolonialistisch an. Und so empfinden angeblich die Berggebiete heute die Pläne für alpine Fotovoltaikanlagen auf ihren Sonnenhängen. Ein genauerer Blick auf die Statistik zeigt allerdings, dass der «Solarexpress» weniger stockt, als manche behaupten.

25 von 36 Projekten vom Volk angenommen

Die Aargauer SP-Nationalrätin und Swissolar-Vizepräsidentin Gabriela Suter verfolgt den Ausbau der Solarkraft in den Alpen genau. In einer Excel-Tabelle trägt sie die Abstimmungsresultate der Gemeindeversammlungen ein. Sie ist sich sicher: «Der Solarexpress läuft wesentlich besser, als es dargestellt wird.» Die Bilanz werde durch die jüngsten Entscheide getrübt. «Von den 36 Projekten, zu denen es bis jetzt Volksabstimmungen gab, wurden 25 angenommen, nur 11 abgelehnt», rechnete Suter kürzlich im «Tages-Anzeiger» vor. Auch ihre Analyse fällt klar aus: Grosse Projekte hätten es generell schwer, fast unabdingbar sei aber der Einbezug lokaler Energieversorger und der Ansässigen. Beispielhaft sei das im Walliser Gondo geschehen. «Fast das ganze Dorf stand hinter der Anlage, auch weil die Bevölkerung von Anfang an involviert wurde.» Das sei ein anderes Vorgehen, als wenn «grosse Energieunternehmen aus dem Mittelland einfach mal drauflos planen». Die Zusammenarbeit vor Ort ist ein Erfolgsfaktor – aber noch kein Garant.

Mitentscheidend ist die Höhe der Entschädigung. In Hasliberg hätte gemäss «Berner Oberländer» die Bevölkerung Ja gestimmt, wäre mehr für sie herausgesprungen. Und dann gibt es jene Orte, die sich auch von Geldsorgen nicht beirren lassen. Ilanz etwa wird nach dem Solar-Nein um eine Steuererhöhung nicht herumkommen.

Quelle: Liechtensteiner Vaterland, 19. Februar 2024, S. 7

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