22.07.2022
Was vertikale Solarmodule auf Äckern bringen
Vertikale Photovoltaikmodule auf Feldern liefern mehr Strom zu Spitzenzeiten und lassen sich besonders gut mit Landwirtschaft kombinieren.
Photovoltaikmodule sind heute meist geneigt und nach Süden ausgerichtet. So erzeugt man besonders viel Strom, wenn die Sonne am höchsten am Himmel steht. Es geht aber auch anders: Vertikal montierte PV-Module, deren Zellen Licht von beiden Seiten einfangen, haben eine ganze Reihe von Vorteilen.
Strom zur richtigen Zeit
Besonders viel Sinn machen vertikale, bifaziale (beidseitig bestrahlbare) Module in Ost-West-Ausrichtung, wie eine neue Studie der Technik-Hochschule HTWK Leipzig feststellt. Sie produzieren in der Früh und am Abend besonders viel Strom, wenn auch der übliche Verbrauch im Tagesverlauf am höchsten ist. Auf diese Weise könnten sich Solarkraftwerke besser in das Energiesystem einfügen und man bräuchte weniger Speicherkapazität, um Überschüsse zu anderen Tageszeiten zu übertragen. «Man kann dadurch generell mehr Photovoltaikstrom nutzen», meint Studienleiterin Sophia Reker.
Sie hat mit ihren Kolleg*innen in Simulationen festgestellt, dass es sogar am besten wäre, wenn 80 Prozent aller PV-Anlagen Ost-West-orientiert wären. In langen Reihen könnten die Module auf landwirtschaftlichen Flächen aufgestellt werden oder diese alternativ als Zaun eingrenzen. Reihen vertikaler Module beanspruchen nur sehr wenig Platz, reduzieren die Anbaufläche also nur minimal. Dazwischen können Traktoren oder andere Maschinen fahren.
Schatten, Windschutz und Biodiversität
Auf den Pflanzenwuchs wirken sich die Module in mehrfacher Hinsicht positiv aus. Erstens sorgen sie für eine teilweise Beschattung. Angesichts des Klimawandels haben die Pflanzen dadurch weniger Hitzestress. Zweitens bremsen die Module den Wind, wodurch die Bodenerosion abnimmt. Drittens entstehen unterhalb der Module kleine Grünstreifen, in denen nützliche Insekten wohnen. Alternativ kann man Felder mit vertikalen Modulen auch als Weidefläche verwenden. Die Module sind auf Ständern montiert, darunter können Tiere durchschlüpfen.
Mehr Ertrag auf weniger Fläche
Dass vertikale PV-Module und Landwirtschaft gut miteinander harmonieren, bestätigt Thomas Schilhansl, Leiter Photovoltaik bei Wien Energie. „Durch bessere mikroklimatische Bedingungen gibt es Mehrerträge.“ In der Schafflerhofstraße im 22. Bezirk in Wien wird das Thema „Agri-PV“ u.a. mit einer vertikalen Anlage erforscht. Durch Windschutz und Beschattung konnte ein Korn-Mehrertrag von 3 Prozent trotz weniger Anbaufläche verzeichnet werden.
Quelle: futurezone.at
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